23.08. bis 26.10.2025: Der Kunstverein Ludwigshafen zu Gast in der Schule des Sehens

Unter dem Rahmentitel ‚Genius loci – Notes on Places‘ ist der Kunstverein Ludwigshafen in diesem Jahr auch an anderen Standorten, so in Speyer, Bad Kreuznach, Neustadt und Mainz präsent. Das dort zu sehende Programm dem Werk einer besonderen künstlerische Persönlichkeit gewidmet, der Essayistin, Philosophin und überzeugten Pazifistin Vernon Lee (Violet Paget). Die Homepage des Kunstvereins vermerkt hierzu:

„Lee (1856–1935) war ihrer Zeit voraus: Als politisch unbequemer Freigeist veröffentlichte sie unter einem männlichen Pseudonym Reiseberichte, philosophische Abhandlungen und politische Pamphlete. Das Programm des Kunstvereins setzt sich mit ihrer Arbeit zur Konstruktion linearer nationaler Narrative, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart auseinander.

Das nomadische Format „Genius Loci“ verweist mit seinem Titel auf ein Schlüsselwerk von Lee, in dem sie sich früh dem Ästhetizismus zuwandte und fragmentarisch das Wesen und die Atmosphäre eines Ortes in den Mittelpunkt rückte. Der Kunstverein Ludwigshafen präsentiert eine Reihe von Ausstellungen, die sich, inspiriert von Lee, über fünf Städte in Rheinland-Pfalz erstrecken: Ludwigshafen, Speyer, Bad Kreuznach, Neustadt a. d. Weinstraße und Mainz. Jede Ausstellung greift ein spezifisches Thema aus Lees Werken auf, darunter The Ballet of the Nations: A Present-Day Morality, Beauty and Ugliness, Lessons of History, Laurus Nobilis: Chapters on Art and Life und Vital Lies: Studies of Some Varieties of Recent Obscurantism.

Die künstlerischen Arbeiten des Programms hinterfragen vermeintlich unumstößliche Geschichtsbilder und laden dazu ein, über die Subjektivität historischer Narrative nachzudenken. Sie illustrieren, wie vorgefasste Vorstellungen und ideologische Konzepte zu Verzerrungen des Wahrheits- und Authentizitätsanspruchs in Kunst, Geschichte und Politik führen. Das Ausstellungsprogramm „Genius Loci“ veranschaulicht Aspekte verschiedener kultureller Strömungen, um das Zusammenspiel historischer, kultureller und sozialer Kontexte hervorzuheben. Die Künstlerinnen und Künstler kritisieren – wie schon Lee – die Gefahren eines eindimensionales Geschichtsverständnis und widersetzen sich der verkürzten Darstellung verschiedener Kulturen im Namen nationalistischer Leitkulturen.“

Die Ausstellung in Mainz, die zeitgleich in der Schule des Sehens und in der Abguss-Sammlung des Instituts für Altertumswissenschaften, Abteilung Klassische Archäologie gezeigt wird, trägt den Titel ‚Vital Lies: Studies of Some Varieties of Recent Obscurantism‘. Zum Inhalt schreibt der Kunstverein Ludwigshafen:

„Lee widerspricht in Vital Lies: Studies of Some Varieties of Recent Obscu­rantism (1912) der These ihrer Zeitgenossen, dass Unwahrheiten der Gesellschaft dienlich sein können, um die Bevölke­rung zu beschwichtigen. In der SCHULE DES SEHENS wird Elena Onwochei-Garcias Arbeit einer Büste des griechischen Dichters Euripi­des gegenübergestellt. Itamar Govs Olympia reiht sich täuschend echt in die Skulpturen der ABGUSSSAMMLUNG ein – die Grenzen zwischen Kopie, Fälschung und Original ver­schwimmen. Hélène Fauquet beschwört mit ihrer Muschel-Intervention das ornamentale Vokabular des 18. Jahr­hun­derts. In ihren und Gideon Horváths Arbeiten kommt es zu einer Über­spitzung des Unpolitischen bis zur Farce. In den MAINZER UNTER­WEL­TEN heben Gabriella Hirst, Gauri Gill und Emmanuel Tussore die Schat­tenseite unseres Lebensstandards hervor – Lees Appell zur Wahr­heit schwingt in ihren Darstellungen mit.“

Die Vernissage findet am 22. August 2025 um 18:00 Uhr statt. Interessierte mögen sich bitte per E-Mail bis zum 08. August melden: schollme@uni-mainz.de

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